Einzugsgebiet: Unterschied zwischen den Versionen

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===Verdunstung<math>VP(t)</math>===
===Verdunstung<math>VP(t)</math>===
Die Verdunstung wirkt sich in zweifacher Weise auf die Abflussbildung aus. Zum einen sind die Anfangsbedingungen im Einzugsgebiet (Benetzung und Muldenfüllung auf der Oberfläche sowie eingeschränkt auch die Bodenfeuchte bei durchlässigen Flächen) ein Resultat des vor dem betrachteten Niederschlagsereignis stattfindenden Verdunstungsgeschehens, zum anderen wird der zu berechnende abflusswirksame Niederschlag um den Betrag der momentanen Verdunstungsrate geschmälert.
Die Verdunstung wirkt sich in zweifacher Weise auf die Abflussbildung aus. Zum einen sind die Anfangsbedingungen im Einzugsgebiet (Benetzung und Muldenfüllung auf der Oberfläche sowie eingeschränkt auch die Bodenfeuchte bei durchlässigen Flächen) ein Resultat des vor dem betrachteten Niederschlagsereignis stattfindenden Verdunstungsgeschehens, zum anderen wird der zu berechnende abflusswirksame Niederschlag um den Betrag der momentanen Verdunstungsrate geschmälert.
[[Jahresgang_ETpot.png|thumb|Jahresgang der potentiellen Verdunstung nach /BRANDT, 1979/]]
[[Datei:Jahresgang_ETpot.png|thumb|Jahresgang der potentiellen Verdunstung nach /BRANDT, 1979/]]
[[Tagesgang_ETpot.png|thumb|Tagesgang der potentiellen Verdunstung als Vielfaches der mittleren Tagesverdunstung]]Die potentielle (energetisch mögliche) Verdunstung VP ist zeitlich und örtlich sehr unterschiedlich und einer genauen Berechnung nur schwer zugänglich. Aus ausgewerteten Messungen von 20 Stationen, deren Mittelwerte als Histogramm in dargestellt sind, wurde folgende Ausgleichsfunktion (gepunktete Linie) ermittelt /BRANDT, 1979/.
[[Datei:Tagesgang_ETpot.png|thumb|Tagesgang der potentiellen Verdunstung als Vielfaches der mittleren Tagesverdunstung]]Die potentielle (energetisch mögliche) Verdunstung VP ist zeitlich und örtlich sehr unterschiedlich und einer genauen Berechnung nur schwer zugänglich. Aus ausgewerteten Messungen von 20 Stationen, deren Mittelwerte als Histogramm in dargestellt sind, wurde folgende Ausgleichsfunktion (gepunktete Linie) ermittelt /BRANDT, 1979/.


<math>VP=(0.96+0.0033 \cdot i) \cdot \sin\frac{2\pi}{365}(i-148)+158</math>
<math>VP=(0.96+0.0033 \cdot i) \cdot \sin\frac{2\pi}{365}(i-148)+158</math>

Version vom 15. Mai 2019, 13:28 Uhr

Symbol Systemelement Einzugsgebiet

Die Simulation natürlicher Einzugsgebiete verlangt die Bestimmung der Belastungsbildung, Abflussaufteilung und der Abflusskonzentration. Im Folgenden sind die zugrundeliegenden Berechnungsansätze aufgeführt.

Belastungsbildung

Die Belastungsbildung beschreibt die Ermittlung des Gebietsniederschlags für das betrachtete Einzugsgebiet. Pro Einzugsgebiet wird nur ein Niederschlag benutzt. Liegen mehrere Niederschlagsstationen im Einzugsgebiet vor, so ist es zweckmäßig das Gebiet in mehrere Systemelemente 'Einzugsgebiet' zu unterteilen, bis jedem Element wieder nur ein Niederschlag zugeordnet werden kann.

Abflussbildung befestigter/unbefestigter Flächen

Die Abflussbildung ermittelt aus dem gefallenen Niederschlag den Effektivniederschlag und daraus abgeleitet die Komponenten Oberflächenabfluss, Infiltration, Verdunstung und Interflow. Eine Schneeberechnung wird durchgeführt bei Temperaturen unter Null °C und erfolgt anhand des Snow-Compaction-Verfahrens. Bezüglich der Algorithmen des Verfahrens wird auf die einschlägige Literatur verwiesen. Der natürlich ablaufende Prozess vom Niederschlag zum Abfluss wird für die mathematische Simulation in einzelne Phasen untergliedert. In der Abflussbildungsphase wird die Aufteilung des Niederschlages (Systembelastung) in den direkt zum Abfluss gelangenden "wirksamen Niederschlag" und die abflussunwirksamen Verluste (Benetzungs-, Mulden-, Verdunstungs- und Versickerungsverlust) vorgenommen. Dementsprechend wird diese Phase auch mit Belastungsaufteilung bezeichnet. Die resultierende mathematische Gleichung für die momentane Belastungsaufteilung schreibt sich wie folgt:

[math]\displaystyle{ N_W(t) =N(t) -VP(t) -I(t) - \frac{dO}{dt} - \frac{dS}{dt} }[/math]

mit:

[math]\displaystyle{ N_W }[/math]: abflusswirksamer Niederschlag
[math]\displaystyle{ N }[/math]: Niederschlag
[math]\displaystyle{ VP }[/math]: potentielle Verdunstung
[math]\displaystyle{ I }[/math]: Infiltration in den Bodenraum
[math]\displaystyle{ O }[/math]: Oberflächenwasservorrat
[math]\displaystyle{ S }[/math]: Schneevorrat

Nachfolgend werden die in der Gleichung verwendeten Terme und deren Berechnung im Einzelnen erläutert.

Niederschlag [math]\displaystyle{ N(t) }[/math]

Die Niederschlagsdaten müssen dem Simulationsmodell in Form von Regenreihen zur Verfügung gestellt werden. Hierbei ist es prinzipiell unerheblich, ob die Niederschlagsreihe ein Blockregen, ein Modellregen, ein gemessener natürlicher Regen, ein Regenspektrum oder eine langjährige Regenreihe ist. Je nach Zielsetzung der Simulationsrechnung ist die geeignete Belastung ausgewählt werden. Die Regenreihen stammen entweder aus der Zeitreihenverwaltung von Talsim-NG oder werden wie bei Anwendung einer Kurzfristprognose durch die Eingabe einer Regendauer, einer Niederschlagshöhe und der Wahl eines Modellregens direkt vor einer Simulation erzeugt.

Verdunstung[math]\displaystyle{ VP(t) }[/math]

Die Verdunstung wirkt sich in zweifacher Weise auf die Abflussbildung aus. Zum einen sind die Anfangsbedingungen im Einzugsgebiet (Benetzung und Muldenfüllung auf der Oberfläche sowie eingeschränkt auch die Bodenfeuchte bei durchlässigen Flächen) ein Resultat des vor dem betrachteten Niederschlagsereignis stattfindenden Verdunstungsgeschehens, zum anderen wird der zu berechnende abflusswirksame Niederschlag um den Betrag der momentanen Verdunstungsrate geschmälert.

Jahresgang der potentiellen Verdunstung nach /BRANDT, 1979/
Tagesgang der potentiellen Verdunstung als Vielfaches der mittleren Tagesverdunstung

Die potentielle (energetisch mögliche) Verdunstung VP ist zeitlich und örtlich sehr unterschiedlich und einer genauen Berechnung nur schwer zugänglich. Aus ausgewerteten Messungen von 20 Stationen, deren Mittelwerte als Histogramm in dargestellt sind, wurde folgende Ausgleichsfunktion (gepunktete Linie) ermittelt /BRANDT, 1979/.

[math]\displaystyle{ VP=(0.96+0.0033 \cdot i) \cdot \sin\frac{2\pi}{365}(i-148)+158 }[/math]

mit:

[math]\displaystyle{ i }[/math]: laufender Tag des Abflussjahres
[math]\displaystyle{ i=1 }[/math]: 1. November

Die jährliche potentielle Gesamtverdunstungshöhe beträgt 642 mm. Liegen keine gemessenen Verdunstungswerte vor, kann optional dieser normierte Jahresgang der potentiellen Verdunstung für die Berechnung der aktuellen Verdunstung herangezogen werden. Ist das gewählte Berechnungszeitintervall kleiner als ein Tag, wird mittels des dargestellten Tagesgangs letztendlich die potentielle Verdunstung für jedes Berechnungszeitintervall ermittelt. Ist das Berechnungsintervall ≤ 1 Tag entfällt die Berücksichtigung des Tagesganges.

Oberflächenwasservorrat (versiegelter Flächenanteil) [math]\displaystyle{ O }[/math]

Oberflächenwasservorrat (unversiegelter Flächenanteil) [math]\displaystyle{ O }[/math]

Der Oberflächenwasservorrat wird über die Bilanzierung eines Verlustspeichers in Abhängigkeit des gewählten Abflussbildungsansatzes berechnet. Einzelheiten dazu finden sich in den folgenden Abschnitten zur Berechnung der Infiltration bzw. abflusswirksamer Niederschlag.

Infiltration bzw. abflusswirksamer Niederschlag [math]\displaystyle{ I(t) }[/math], [math]\displaystyle{ N_W(t) }[/math]

Bei den durchlässigen Flächen kann die Infiltration in den Boden nicht vernachlässigt werden, da diese das Abflussgeschehen entscheidend prägt. Für die Berechnung wurden drei Ansätze im Modell implementiert:

  1. Konstanter Abflussbeiwert [math]\displaystyle{ \Psi }[/math]
  2. Ereignisspezifischer Abflussbeiwert in Anlehnung an das Verfahren des Soil-Conservation-Service (SCS)
  3. Bodenfeuchtesimulation


Konstanter Abflussbeiwert [math]\displaystyle{ \Psi }[/math]

Ereignisspezifischer Abflussbeiwert in Anlehnung an das Verfahren des Soil-Conservation-Service (SCS)

Bodenfeuchtesimulation

Landnutzung
Bodentyp/ Bodenart
Elementarflächen

Abflusskonzentration

Die Abflusskonzentration bestimmt die Verzögerung des Oberflächenabflusses aus dem Einzugsgebiet. Es wird eine Parallelspeicherkaskade mit drei Speichern für unbefestigte und eine Kaskade für befestigte Flächen benutzt. Der Abfluss der Komponenten Interflow und Grundwasser wird über einen linearen Einzelspeicher verzögert an den Elementausgang abgegeben.

Berechnung der Abflusskonzentration von Einzugsgebieten